Heute bin ich in Vézelay aufgebrochen, um auf der Via Lemovicensis gut 40 Tage durch Frankreich zu wandern – zu Fuß, mit etwa 9 kg Gepäck, bei Temperaturen um die 30 °C. Keine idealen Voraussetzungen für einen lockeren Start, aber genau deshalb bin ich ja hier: um zu gehen, was geht.

In Vézelay selbst habe ich bewusst nichts eingekauft – in Saint-Père, dem nächsten Ort, sollte es ja einen guten Bioladen geben. Doch als ich dort ankam: fermé – geschlossen wegen Urlaub. Alternativen? Keine. Also 2,5 km zurück, einkaufen, und dann erneut den Camino betreten – zweiter Anlauf, jetzt mit Verpflegung.

Der Morgen war noch angenehm kühl, ich kam gut voran. In Pierre-Perthuis passierte ich ein Café, das geschlossen war – aber der Besitzer machte „für Pilger eine Ausnahme“ und schenkte mir eine große Tasse Kaffee ein. Solche Begegnungen machen den Weg lebendig.

Wenig später traf ich Lieven, einen Pilger aus Flandern. Wir gingen ein Stück gemeinsam, merkten aber bald, dass jeder in seinem eigenen Rhythmus besser vorankommt. Die Hitze des Tages drückte zunehmend, und ich wurde langsamer – suchte jeden schattenspendenden Baum auf, um Wasser zu trinken und Kraft zu sammeln.

Als ich schließlich in Anthien ankam, war ich erschöpft, aber zufrieden. Die Herberge „L’Esprit du Chemin“ – eine wunderschöne, alte Hofanlage – war ein kleines Paradies. Lieven war schon da, und die Hospitalera servierte uns einen herrlich duftenden Linseneintopf.

Danach fiel ich einfach nur ins Bett.

Schöne Träume garantiert! 

Aus geplanten 24 km wurden 29 km – ein Tribut an mein Vertrauen in die französische Infrastruktur. Aber so beginnt der Weg eben: mit Umwegen, Umwegen, die dazugehören.