Zu Fuß auf dem Pilgerweg von Berlin nach Santiago de Compostella
Jakobsweg Trier – Vézelay:
Épineuil – Chablis (19,6km)
Strahlender Sonnenschein begleitete mich heute auf meiner Etappe nach Chablis. Bevor ich mich jedoch auf den Weg machte, gönnte ich mir beim Bäcker frische Croissants und einen Kaffee.
Mein Frühstück genoss ich auf einer Bank am Canal de Bourgogne, der die Seine mit der Yonne verbindet. Ein friedlicher Start in den Tag nahm seinen Lauf.
Bis Tonnerre waren es nur wenige Kilometer. Die alte Stadt wollte ich mir unbedingt etwas genauer anschauen, doch zuerst sicherte ich mir telefonisch meinen Schlafplatz in der Pilgerherberge Paroissial in Chablis, man weiß ja nie. In Tonnerre gab es einiges zu sehen, das beeindruckende Hôtel-Dieu, das bereits 1293 als Hospital erbaut wurde, die geheimnisvolle Quelle Fosse Dionne mitten im Ort und die Église Saint-Pierre, die hoch über der Stadt thront (leider eingerüstet und wegen Sanierungsarbeiten geschlossen). Glücklicherweise führte mein Wanderweg an all diesen Monumenten vorbei.
Von der Église Saint-Pierre ging es nochmals steil den Berg hinauf. Bereits nach einer Stunde war die Hälfte meines Wasservorrats verbraucht. Doch der Anstieg lohnte sich. Oben angekommen, wurde ich mit einem traumhaften Panorama belohnt. Der Weg führte über Kilometer sanft abschüssig auf Feldwegen, umgeben von Getreidefeldern und Wiesen, begleitet von Stille und Sonne. Nur eine Straße mit Bahntrasse unterbrach für einen Moment die ländliche Ruhe.
Nach etwa 12 Kilometern erreichte ich den hübschen kleinen Ort Collan – und auch den letzten Tropfen in meiner Wasserflasche. Zuerst entdeckte ich ein altes Waschhaus, wo ich im Schatten meine Füße kühlen konnte. Während ich dort saß, beobachtete ich, wie ein Mensch mit Rucksack auf der Straße entlanglief. Ein Pilger? Das war mal etwas Neues! Nachdem ich mich ein wenig ausgeruht hatte, wurde es Zeit, weiterzuziehen aber vorher noch Wasser besorgen. Die erste Person, die ich in einem Fenster erblickte, sprach ich direkt an, und sie füllte mir freundlicherweise meine Flaschen mit kaltem Wasser – eine Wohltat!
Der Weg setzte sich fort wie zuvor, ruhige Feldwege, weite Landschaft, viel Sonne. Schließlich begegnete ich auf einer Wiese, im Schatten unter einem Baum, einer Pilgerin. Wir kamen ins Gespräch. Ihr Name war Emeline, sie stammt aus einer Kleinstadt an der französisch-belgischen Grenze. Nach einer Weile verabschiedeten wir uns, und ich setzte meinen Weg fort.
Die letzten Kilometer führten bergab. Die Landschaft änderte sich abrupt. Aus Kornfeldern wurden Weinfelder, ein klares Zeichen, dass Chablis nahe war. Und tatsächlich, schon bald tauchte das berühmte Weinstädtchen vor mir auf.
Und wie es der Zufall wollte, traf ich Emeline in der Pilgerherberge wieder. Wir bezogen gemeinsam ein Vierbettzimmer und beschlossen, den Abend gemeinsam bei einem Glas Chablis im Restaurant ausklingen zu lassen.
Grüne Reise nach Santiago:
Tag 69
Épineuil – Chablis (19,6km)
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