Zu Fuß auf dem Pilgerweg von Berlin nach Santiago de Compostella
Jakobsweg Trier – Vézelay:
Essoyes – Bagneux-la-Fosse (24,9km)
Das französische Frühstück hat mittlerweile auch mich erobert, knuspriges Baguette, ein zartblättriges Croissant, süße Konfitüre, dazu Müsli, Joghurt, Orangensaft und natürlich ein kräftiger Milchkaffee oder ein kleiner, starker Espresso.
Mit dieser Basis unter den Füßen und der Sonne im Rücken startete ich in den Tag, hinauf in die sanften Hänge der Weinberge.
Die klare, frische Luft begleitete mich und ließ Raum für innere Ruhe. Ein vertrauter Wegweiser mit dem Zeichen des Jakobsweges bestätigte mir, dass ich auf dem richtigen Pfad war. Eine wohltuende Sicherheit. 🙂
Am Wegesrand entdeckte ich immer wieder Cadolen, das sind kleine, runde Hütten aus Trockenmauerwerk, versteckt zwischen Reben und Hecken. Früher boten sie Winzern Schutz vor Wind und Wetter. Heute stehen sie wie stumme Zeugen einer längst vergangenen Arbeitswelt in der Landschaft. Manche verfallen, manche gepflegt.
Die Sonne brannte inzwischen kräftig, und so war ich froh, mittags im malerischen Winzerdorf Courteron, am Talgrund der Seine, meine Wasserflaschen auffüllen zu können. Die Seine, mir bisher vor allem als Pariser Fluss vertraut, zeigte sich hier noch schmal und bescheiden, fast zurückhaltend.
Der Weg führte weiter, Weinberge, Sonne, kaum Schatten. Doch dann erreichte ich Les Riceys, einen bekannten Ort in der Champagne, berühmt für seine Roséweine.
Am Ortsrand steht die Chapelle Saint Jacques, still, leer, verwittert. Fensterlos und geplündert wirkt sie wie ein verlorener Ort, und doch verweilte ich einen Moment. Über dem Eingang wacht eine kleine Plastikfigur des heiligen Jakobus – beinahe trotzig, fast vergessen.
Im Park eines Château mitten im Ort dann eine Szene, die mich unerwartet mitriss. Ein VW-Oldtimertreffen! Als Bulli-Fan ging mein Herz auf. Ich blieb länger als geplant, verlor mich in Erinnerungen und Gesprächen über Lack, Leder und luftgekühlte Motoren.
Erst gegen 17 Uhr riss ich mich los und machte mich auf den letzten Abschnitt Richtung Bagneux-la-Fosse. Eine Landstraße begleitete mich bis zum Ziel. Dort erwartete mich im B&B Fontaine eine liebevolle Begrüßung, inklusive selbst gebackenem Apfelkuchen. Und als hätte der Tag noch nicht genug Geschenke gebracht, folgte später ein feines 4-Gang-Menü.
Satt, zufrieden und müde bezog ich mein Zimmer und ließ mich vom Klang des Regens auf dem Dachfenster in den Schlaf begleiten.
Grüne Reise nach Santiago:
Tag 66
Essoyes – Bagneux-la-Fosse (24,9km)
0 Kommentare