Tag 60

von | 5. Mai. 2025

Zu Fuß auf dem Pilgerweg von Berlin nach Santiago de Compostella

Jakobsweg  Trier – Vézelay:

Montigny-lès-Vaucouleurs – Gondrecourt (17,5km)

Der Tag begann vielversprechend: Beim Frühstück bereitete ich mir eine Käsestulle für unterwegs vor – ein wertvoller Proviant, denn ich wusste, dass es bis Gondrecourt-le-Château keine Einkaufsmöglichkeit geben würde. Madame packte mir sogar noch einen Apfel ein – eine kleine Geste mit großer Wirkung.

Als ich Montigny-lès-Vaucouleurs verließ, zeigte das Thermometer gerade einmal 6°C. Ich lief eine ganze Weile, bevor mir bewusst wurde, wie außergewöhnlich still es war. Kein Laut außer dem Knirschen meiner Schritte. Selbst in den beiden Dörfern, durch die ich kam, begegnete mir niemand – nicht einmal ein Auto. Die Welt schien in sanften Schlaf gehüllt.

Nähe Gérauvilliers
Nähe Gérauvilliers

Erst in Abainville, an der D966, traf ich wieder auf die Zivilisation – wenn auch in Form von donnernden LKWs, die über die Straße jagten. Von dort waren es noch etwa 3 Kilometer über Feldwege bis Gondrecourt-le-Château. Leider hatte ich auch heute kein Glück mit einer Unterkunft: Das einzige Quartier im Ort war bereits belegt.

In meiner Not ging ich in die wahrscheinlich einzige Bar des Ortes – in der Hoffnung auf einen Tipp oder gar ein freies Zimmer. Stattdessen bekam ich ein kaltes Bier. Hilfreich war das zwar nicht, aber in dem Moment durchaus willkommen.

Hotel de Ville, Gondrecourt-le-Château
Gondrecourt-le-Château
Zur Abschreckung von Feriengäste?

Schließlich fand ich über das Internet eine Unterkunft im 6 Kilometer entfernten Houdelaincourt: Ein frisch saniertes kleines Hotel, die Auberge du Canal. Um dorthin zu gelangen, musste ich zunächst 3,5 km zurück nach Abainville und dann weitere 2,5 km entlang der stark befahrenen D966. Durch eine kleine Routenänderung konnte ich immerhin einen halben Kilometer sparen – manchmal sind es diese kleinen Siege, die zählen.

Ein unerwartetes Highlight: Ein Pizzaautomat auf einem Waschplatz. Frisch gebackene Pizza aus dem Automaten – skeptisch probiert, überraschend gut gegessen. Ein gemütlicher Sitzplatz hätte das Erlebnis perfekt gemacht, aber auch so war es eine Stärkung zur rechten Zeit.

Pizza frisch gebacken

Die letzten Kilometer entlang der Straße zogen sich, aber schließlich kam ich in Houdelaincourt an. Die Auberge war ordentlich, mein Zimmer gut ausgestattet, das Frühstück solide – nur der Preis war nicht ganz pilgerfreundlich.

Direkt vor der Unterkunft: eine Bushaltestelle. Am nächsten Morgen nutzte ich die Gelegenheit, als einziger Fahrgast mit dem Bus zurück nach Gondrecourt-le-Château zu fahren – zurück zum gestrigen Endpunkt, ohne mich erneut dem rasenden Straßenverkehr aussetzen zu müssen. Manchmal sind es kleine logistische Kniffe, die große Erleichterung bringen.

 

Grüne Reise nach Santiago:

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Montigny-lès-Vaucouleurs – Gondrecourt (17,5km)

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