Zu Fuß auf dem Pilgerweg von Berlin nach Santiago de Compostella
Jakobsweg Trier – Vézelay:
Toul – Montigny-lès-Vaucouleurs (26,2km)
Mein Tag begann mit dem Verlassen von Toul. Am Ortsausgang führte mich mein Weg über eine alte Römerstraße, vorbei an einer Kaserne, durch Felder und Wiesen hinauf in einen dichten Wald. Dieser sollte mich heute aus dem Tal der Mosel hinüber ins Tal der Maas (französisch: La Meuse) bringen.
Mein Ziel: eine Pilgerherberge auf einem Bauernhof in Chalaines. Bereits am Vormittag versuchte ich mehrfach, dort telefonisch jemanden zu erreichen – jedes Mal landete ich nur beim Anrufbeantworter. Kein gutes Zeichen, aber ich hielt an meinem Plan fest.
Vorsorglich besorgte ich mir noch etwas Brot, denn ich wusste nicht, wie lange der Tag noch werden würde.
Als ich schließlich in Chalaines ankam, bestätigte sich mein ungutes Gefühl: Die Herberge war verschlossen, der Hof verlassen. Keine Menschenseele in Sicht. Resigniert ließ ich mich auf die steinernen Stufen vor der Tür sinken und begann, meine Optionen zu überdenken.
Dann, fast wie bestellt, hielt eine Gruppe Menschen vor mir. Sprachlich verstand ich zwar zunächst kaum etwas – doch mit Hilfe meiner Übersetzungs-App wurde schnell klar: Die Betreiber der Herberge waren verreist, und heute würde niemand zurückkommen.
Also Plan B. Gemeinsam mit meinen neu gewonnenen „Straßen-Engeln“ telefonierten wir uns durch die Umgebung – und tatsächlich: In Montigny-lès-Vaucouleurs, etwa fünf Kilometer weiter, konnte ich noch ein Zimmer in der Villa Claudette buchen. Also hieß es: Rucksack wieder schultern und weiterlaufen.
Leider blieb mir dadurch kaum Zeit, Vaucouleurs näher zu erkunden – ein Ort mit beeindruckender Geschichte. Hier begann der Weg von Jeanne d’Arc, der Jungfrau von Orléans, die im 14. Jahrhundert Orléans von der englischen Besatzung befreite. Ein kraftvoller Ort, den ich nur streifen konnte.

Montigny-lès-Vaucouleurs jedoch entschädigte mich auf besondere Weise: Ein idyllisches Dorf, stille Straßen, freundliche Gesichter. In der Villa Claudette wurde ich herzlich empfangen, das Zimmer war gemütlich, das Frühstück am nächsten Morgen hervorragend.
Es war eine dieser Situationen, in denen aus einer Notlage ein kleines Glück wird.
Grüne Reise nach Santiago:
Tag 59
Toul – Montigny-lès-Vaucouleurs (26,2km)
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