Zu Fuß auf dem Pilgerweg von
Berlin nach Santiago de Compostella
Lahn Camino:
Obernhof – Dausenau (14,8km)
Früh am Morgen, genau um 5:30 Uhr, öffnete ich vorsichtig den Reißverschluss meines Zeltes. Der erste Blick fiel auf das malerische Kloster Arnstein, das still im ersten Licht des Tages lag. Der Regen hatte endlich aufgehört, und ein Gefühl der Vorfreude stieg in mir auf.
Da der Campingplatz keine Frühstücksmöglichkeiten bot, hatte ich klugerweise einen Tisch in einem Hotel in Obernhof reserviert, um 8:00 Uhr. Genug Zeit, um mein Zelt in aller Ruhe abzubauen und mich auf den Tag vorzubereiten.
Ein unerwarteter Schreckmoment erwartete mich beim Anblick meiner Schuhe, die im Vorzelt trocknen sollten. Zu meinem Entsetzen hatten sich neun Nacktschnecken in einem Schuh eingenistet! Offenbar lieben diese schleimigen Kreaturen feuchte, dunkle Orte. Mit einem Anflug von Ekel fischte ich jede Schnecke heraus und wusch den Schuh gründlich aus. Seltsamerweise war der zweite Schuh völlig unberührt. Vielleicht mögen Schnecken keine Paare.
Im Hotelrestaurant angekommen, freute ich mich auf ein üppiges Frühstück. Doch schon beim ersten Biss in ein knuspriges Brötchen passierte das Unvorstellbare: Ein Zahn, den ich erst vor wenigen Tagen hatte behandeln lassen, brach ab. Was für ein Tag, dachte ich. Aber der Humor des Lebens ist unerschöpflich, und ich konnte nicht anders, als über die Ironie der Situation zu schmunzeln.
Meine Wanderung führte mich zum Kloster Arnstein, nur um festzustellen, dass ein Großteil wegen Sanierungsarbeiten gesperrt war. Immerhin bekam ich den ersehnten Pilgerstempel. Der Weg ab dem Kloster bis zur Schleuse Hollerich war ebenfalls gesperrt, wegen umgestürzter Bäume und abgebrochener Wege an einem Steilhang. Unerschrocken setzte ich meinen Weg fort, der sich als weniger gefährlich herausstellte als die Waldschäden des Vortages.
Nassau passierte ich nur am Rande, bevor der Weg hinter Scheuren wieder über kleine, zugewachsene Naturpfade führte. Auf dem Berggipfel genoss ich einen herrlichen Blick auf den Burgberg. Der Abstieg führte mich über den Kuxlay, und schließlich ging es talwärts, bewaffnet mit meinem Mückenschutz. Die Mücken ließen es sich nicht nehmen, jede ungeschützte Stelle auf meiner Haut zu finden und mir einige Erinnerungen zu hinterlassen.
In Dausenau erreichte ich mein Tagesziel und betrat den Gasthof „Lahnhof“. Wie so oft auf meinem Jakobsweg war ich der einzige Gast, und die Küche wurde extra für mich geöffnet. Mit Blick auf die ruhig dahinfließende Lahn fiel ich bald in einen tiefen, erholsamen Schlaf.
Und so endete ein Tag voller kleiner Herausforderungen und unerwarteter Überraschungen auf meinem Jakobsweg.
Grüne Reise nach Santiago:
Tag 39
Obernhof – Dausenau (14,8km)









Immerhin hat das Zelt dicht gehalten… 😅