Als ich aus dem Fenster meines Sechsbettzimmers schaute, wollte ich mich gleich wieder umdrehen und weiterschlafen. Es war bereits 7:00 Uhr, und die Wetter-App versprach Regen für den ganzen Tag. Es war Fronleichnam in Hessen, ein Feiertag, an dem vieles geschlossen ist. Der Gedanke, dass ich noch löslichen Kaffee im Gepäck hatte, half mir dann doch, aus dem bequemen Bett zu kommen.

Doch dann, als ich mitten durchs hohe Gras auf einer riesigen Wiese unterwegs war, brach ein sintflutartiger Regen über mich herein.

Ich nahm die Beine in die Hand und rannte zu einem einsam stehenden Baum, um Schutz zu finden. Als es dann auch noch donnerte, empfand ich diesen Platz als eher ungeeignet und lief weiter bis an den Waldrand. Dort entdeckte ich einen nagelneuen Hochstand, der rundum dicht war. Ich nutzte diesen herrlichen Ort für meine Brotzeit.

Als ich weiterging, fand ich nach 200 Metern eine richtige Wetterschutzhütte. Dennoch war ich froh, im Hochstand eine Pause gemacht zu haben, da er mir einen Moment der Ruhe und Trockenheit geboten hatte.

In meiner Herberge, einer Privatpension in Ziegenhain, angekommen, wurde ich mit einer guten Flasche Pilgerbier empfangen. Ulrike und Helmut Brenzel, wahre Wegengel, die sich fürsorglich um mein leibliches Wohl bemühten, verabschiedeten mich mit einem Trompetensolo.

Trotz des ungemütlichen Wetters und der unerwarteten Herausforderungen war der Tag voller kleiner Freuden. Regen kann nicht nur den Tag trüben, sondern auch herzliche Begegnungen mit sich bringen.