Manchmal schenkt ein Sonntag mehr als Ruhe – er schenkt kleine Überraschungen am Wegesrand.

Der Tag begann mit einem wunderbaren Frühstück bei Alice – perfekt, um auf Pilgerfüßen in den Sonntag zu starten. Die ersten 4 Kilometer führten mich zwar entlang einer stark befahrenen Straße, doch dann öffnete sich wieder der vertraute Atem der Natur: Wiesen, Maisfelder, Sonnenblumen und der Duft frischer Erde unter meinen Füßen.

Ein besonderes Bild bot eine Eselfarm, wo man sich einen Begleiter kaufen konnte, der das Gepäck trägt. Für einen Moment fragte ich mich: Warum hatte ich eigentlich auf ultraleicht umgestellt, wo es doch auch anders gehen könnte? 🐴

Das Wetter war ideal – bewölkt, angenehm, nicht zu heiß. Unterwegs begegnete ich einer toten Eule. Ein seltsamer Moment: Nur zweimal war mir seit Berlin eine lebendige Eule begegnet – und nun diese stille Begegnung mit der dritten.

In Saint Palais hatte ich noch etwas Zeit, bevor die Gîte Maison Franciscaine, ein ehemaliges Kloster mit Museum und Pilgerherberge, öffnete. Das Pilgermuseum selbst war leider geschlossen, doch die kleinen Straßen-Cafés luden zum Verweilen ein. Schließlich betrat ich die Herberge: ein wunderschöner Ort mit großem Garten, Obstbäumen voller Feigen, Äpfel und Birnen, dazu ein duftender Kräutergarten. Zwei Paare von Radpilgern übernachteten dort, jedes in einem Zweibettzimmer – und ich durfte den Schlafsaal ganz allein genießen.

Der Abend klang heiter und herzlich aus: Wir saßen mit unserem Hospitalero unter einem Feigenbaum, tranken seinen selbstgebrannten Likör, tauschten Geschichten – bis die Mücken entschieden, dass es Zeit fürs Bett war.

✨ Pilgerweisheiten des Tages

„Wer sein Gepäck nicht dem Esel gibt, darf wenigstens die Feigen selbst pflücken.“