Es gibt Tage auf dem Camino, die prüft dich der Weg bis an die Grenze – und darüber hinaus.

Schon um 5 Uhr morgens brach ich auf, denn ich wusste, dass es ein heißer Tag werden würde. Noch war es dunkel, dazu dichter Nebel, und die Orientierung gelang nur mit der Handy-App. Doch als es heller wurde, setzte leichter Nieselregen ein. Ein kühler Luftzug begleitete mich – ideales Wanderwetter, kaum über 20 Grad.

Hinter Saint Sever veränderte sich die Landschaft spürbar: sanfte Hügel, Maisfelder, Wiesen und Häuser im baskischen Stil. Bereits um 9:30 Uhr hatte ich mein ursprünglich geplantes Tagesziel in Hagetmau erreicht – 18 Kilometer lagen schon hinter mir. Es war noch früh, also gönnte ich mir einen Kaffee und setzte mir ein neues Ziel: Beyries, etwa 30 Kilometer entfernt.

Um 13 Uhr kam ich dort an, doch die Sonne begann gerade, die Wolkendecke zu durchbrechen. In einem Anflug von Übermut entschied ich, weitere 14 Kilometer nach Orthez dranzuhängen. Ein Fehler, wie sich bald zeigte. Plötzlich brannte die Sonne erbarmungslos, und ich schleppte mich von Schatten zu Schatten, froh über jedes Lüftchen. Ganze sechs Stunden brauchte ich für diese 14 Kilometer.

Erschöpft, mit Kopfschmerzen und völlig ausgelaugt, erreichte ich am Abend die städtische Herberge Hôtel de la Lune. Dort traf ich Marion und auch Jean wieder – wir trugen die gleiche Kappe und hatten vor Wochen schon eine schöne gemeinsame Zeit verbracht. Doch heute blieb mir nur eine kurze Begrüßung, bevor ich ins Bett fiel und sofort einschlief. Am nächsten Tag gönnte ich mir einen Ruhetag.

✨ Pilgerweisheit des Tages:

 „Es ist nicht die Länge der Etappe, die dich besiegt, sondern der Stolz, noch weiter gehen zu wollen, als dein Körper es erlaubt. Und doch – jeder Schritt bringt dich näher zu dir selbst.“ 🌙🥾🔥