Am frühen Morgen begann mein Tag mit einer Tasse Kaffee in einer kleinen Bäckerei. Ich hatte Glück, dass sie überhaupt geöffnet war, da die Fachverkäuferin wegen einer Zahn-OP eine Woche ausgefallen war und die Bäckerei ohne Ersatz geschlossen hatte. Frisch gestärkt machte ich mich auf den Weg, denn vor mir lagen 29 Kilometer, die ich bis 18:00 Uhr zurücklegen wollte, um rechtzeitig in der Herberge in Homberg anzukommen.

Das Wetter war an diesem Tag besonders herausfordernd. Ein eisiger Wind wehte ununterbrochen und die Temperatur stieg kaum über 10°C. Doch sobald die Sonne durch die Wolken brach, wurde es mir schnell zu warm. Zum Glück hatte ich mich nach dem Zwiebelprinzip gekleidet, sodass ich mich flexibel an die wechselnden Wetterbedingungen anpassen konnte.

Die Landschaft, durch die ich wanderte, wurde zunehmend bergiger. Mal ging es bergauf und wieder bergab. Der Weg erinnerte mich an ein Kettenband, an dem die Dörfer wie Edelsteine aufgereiht waren. Oft bot sich mir eine beeindruckende Fernsicht über das umliegende Land. Die Etappe war sehr schön, aber mit knapp 30 Kilometern auch äußerst anspruchsvoll – eine Strecke, die definitiv nicht zu meinem täglichen Standard werden würde.

Aber schließlich hatte ich mich schon morgens in der Pilgerherberge des Lutherischen Jugendgästehauses in Homberg an der Efze angemeldet, welches direkt neben der Stadtkirche St. Marien liegt. Leider gab es auch an diesem Tag keine anderen Pilger, mit denen ich die Herberge hätte teilen können. Dennoch genoss ich die Ruhe und die Möglichkeit, meine Gedanken schweifen zu lassen.