Zu Fuß auf dem Pilgerweg von
Berlin nach Santiago de Compostella
Elisabethpfad:
Waldkappel – Spangenberg (18,9km)
Gehe ich heut mit Regen, oder gehe ich allein,
das wird die Frage des Tages sein.
Vorweg kann ich schon mal sagen, bin trocken geblieben.
Der Tag begann in einer kleinen, gemütlichen Bäckerei, wo ich ein herzhaftes Frühstück genoss. Mit frischem Kaffee und knusprigen Brötchen gestärkt, machte ich mich auf den Weg, überzeugt davon, dass mich wieder endlose Asphaltwege erwarten würden, so wie an den vorangegangenen Tagen. Doch was ich erlebte, war das krasse Gegenteil.
Schon bald führte mich mein Weg auf einen Schotterpfad, dessen unebene Oberfläche die Durchblutung in meinen Füßen angenehm anregte. Weiter ging es durch meterhohes Gras, das sanft gegen meine Beine streifte, als ich mich meinen Weg bahnte. Schließlich fand ich mich auf schmalen Waldpfaden wieder, die scheinbar nur von Wildschweinen genutzt wurden. Der Tag war kühl und windig, der Himmel wolkenverhangen und es sah jederzeit nach Regen aus, doch das trug nur zur Abenteuerlust bei.
Als ich Spangenberg erreichte, war ich überwältigt von der Schönheit dieses kleinen Ortes. Die Fachwerkhäuser, krumm und schief, verliehen der Stadt einen besonderen Charme und ließen mich in eine andere Zeit eintauchen. Für die Nacht hatte ich eine außergewöhnliche Unterkunft gewählt: eine Herberge in einer alten Kirche, die gerade erst umgebaut worden war. Ich war der erste Gast und es gab nur zwei Betten in dem großen, heiligen Raum.
Nachts fiel der Strom aus, und ich musste mich im Dunkeln zum Bad vortasten. Es war ein surreales Gefühl, in einem so weitläufigen Gewölbe die Augen zu öffnen und sich zu fragen, wo man sich eigentlich befindet. Diese ungewöhnliche Nacht in der alten Kirche war eine Erfahrung, die ich so schnell nicht vergessen werde.
Grüne Reise nach Santiago:
Tag 24
Waldkappel – Spangenberg (18,9km)









Lieber Jürgen, ich weiß gar nicht genau, wo ich deinen Blog gefunden habe – bei Peter Kirchmann vielleicht? – aber ich mag es, über jeden deiner Tage zu lesen. Und freue mich jedes Mal, dass du diese Reise machst. Ich war auch 2010 auf dem Jakobsweg in Spanien unterwegs und stelle mir vor, dass wir uns dort begegnet sein könnten 😊 Aber egal, jetzt verfolge ich deinen Weg und stille damit auch ein bisschen meine eigene Sehnsucht!
Weiterhin Buen Camino!
Elke
Liebe Elke,
vielen Dank für deine Nachricht. Es freut mich sehr, dass dir mein Blog gefällt und du meine Reise verfolgst.
Ich war von Mitte April bis etwa Ende Mai 2010 auf dem Camino Frances unterwegs. Es war eine wundervolle Zeit, an die ich mich gerne erinnere.
Ich wünsche dir alles Gute und hoffe, dass du bald selbst wieder auf dem Weg sein kannst
Herzliche Grüße und ein Buen Camino! vom Elisabethpfad,
Jürgen.